Die

Vermarktung

Von der Kakaobohne
zur Schokolade

Viele sind beteiligt, wenige haben Macht

Die Machtverhältnisse entlang der Wertschöpfungskette Kakao sind ungleich verteilt.

Den Millionen Bäuerinnen und Bauern stehen wenige – vornehmlich große – internationale Unternehmen gegenüber. Die Vermahlungsbetriebe und Schokoladenproduzenten, die den Kakao aufkaufen und verarbeiten, haben somit starke Macht. Die Kakaobäuerinnen und -bauern haben eine schwache Verhandlungsposition und kaum Möglichkeiten, die Preise zu beeinflussen.

Wertschöpfungskette

Eine Wertschöpfungskette stellt die einzelnen Stufen im Entstehungsprozess eines Produktes dar, bei Schokolade vom Anbau des Kakaos bis zur fertigen Schokoladentafel im Supermarktregal. Auf jeder Stufe entsteht ein Mehrwert, es entstehen aber auch Kosten, zum Beispiel für Dünger, Setzlinge, Treibstoff, Energie, Maschinen, Personal oder Mieten. Diese Kosten und der beabsichtigte Gewinn bilden den Preis, zu dem das Produkt an die nächste Stufe weitergegeben wird. Wer seine Kosten gut kalkuliert oder wenig Wettbewerb hat, kann dies zum Vorteil für seinen Gewinn nutzen.

Zahlen und Fakten

Wer verarbeitet den Kakao?

Gesamtproduktion Kakaobohnen:  4,6 Mio. Tonnen

Quelle: ICCO, Basis: 2017/18

Die größten Importländer von Kakao

Die Niederlande sind weltweit mit 25 Prozent größter Importeur von Kakao. Zweitgrößter Importeur ist die USA mit 14 Prozent, gefolgt von Deutschland mit 12 Prozent.

Die größten Vermahler von Kakaobohnen

(Basis: Kapazität in 1.000 Tonnen im Jahr 2015)

Quelle: Hawkins/Chen 2016; ICCO 2017

Woher kommt der Kakao für Deutschland?

Côte d’Ivoire ist mit 56 Prozent größter Kakaolieferant für Deutschland. Zweitgrößter Lieferant ist Nigeria mit 18 Prozent, drittgrößter ist Ghana mit 11 Prozent.

Die größten Schokoladenproduzenten

(in Mio. US-Dollar im Jahr 2015)

Quelle: ICCO 2016 (Einzelunternehmen) sowie Süßwarenindustrie (Gesamtmarkt) *Enthält die Produktion von Gütern, die keine Süßwaren sind

Preisgestaltung

Schwankender Weltmarktpreis

Der Weltmarktpreis für Kakao schwankt stark und ist zurzeit niedrig. Seit 1950 hat sich der Kakaopreis pro Tonne halbiert. Einen starken Einbruch bei den Kakaopreisen gab es im Januar 2018. Der Weltmarktpreis für Kakao fiel um fast 30 Prozent. Im Jahr 2019 stieg er wieder leicht auf 2.260 US-Dollar oder 2.066 Euro pro Tonne.

Gehandelt wird der Kakao an den beiden Warenterminbörsen in London und New York. Es gibt Hinweise darauf, dass Spekulationen an den Börsen den Kakaopreis beeinflussen.

Quelle: ICCO (Monthly Averages of Daily Prices, https://www.icco.org/statistics/cocoa-prices/monthly-averages.html )

Staatliche Preisfestsetzung

In Côte d’Ivoire reguliert die Kakaobehörde Conseil du Café-Cacao (CCC) den nationalen Kakaomarkt und bestimmt einen Mindestpreis, den die Bäuerinnen und Bauern für ihren Kakao erhalten. Dieser ist abhängig vom Weltmarktpreis. Die Preisfestsetzung erfolgt jeweils vor der Ernte, zwei Mal im Jahr. In Ghana reguliert das staatliche Cocoa Marketing Board (COCOBOD) den Kakaomarkt und legt einen Mindestpreis fest.

Risiken und Chancen der staatlichen Preisfestsetzung

Bäuerinnen, Bauern und Händler erhalten für die anstehende Ernte Preissicherheit, können auf Preisentwicklungen am Weltmarkt selbst aber nicht kurzfristig reagieren. Liegt der Weltmarktpreis deutlich über dem vorab festgesetzten Ankaufpreis, profitiert der Staat von den Mehreinnahmen, liegt er darunter, muss er für den Ausgleich aufkommen.

Côte d’Ivoire und Ghana haben beschlossen, die Vermarktung von Kakao ab der Saison 2017/18 miteinander abzustimmen. Damit wollen sie gegenüber den internationalen Aufkäufern eine stärkere Marktposition erlangen. Zusammen vermarkten die beiden Länder rund zwei Drittel der Weltkakaoproduktion.

Zertifizierung und Prämien – eine Lösung?

Zertifizierter Anbau

Die Zertifizierung gibt Verbraucherinnen und Verbrauchern Auskunft darüber, dass beim Anbau von Kakao bestimmte Standards eingehalten werden. Dazu gehören soziale, Umwelt- und wirtschaftliche Kriterien, etwa: gute Anbaumethoden, keine Entwaldung keine missbräuchliche Kinderarbeit. Die Einhaltung dieser Standards wird regelmäßig von unabhängiger Stelle überprüft. Die Standardorganisationen unterstützen die Bäuerinnen und Bauern bei der Umsetzung der Standards durch Schulungen. 

Nachhaltigkeitsprogramme

Alle großen Schokoladenproduzenten haben eigene Nachhaltigkeitsprogramme entwickelt und bewerben dies auf ihren Schokoladenprodukten. Grundlage sind die anerkannten Zertifizierungsstandards oder eigene Kriterien. Auch viele kleinere Unternehmen bauen ihr Geschäftsmodell auf Nachhaltigkeitskriterien auf. Über die vorgesehene Prämie hinaus zahlen sie beispielsweise einen höheren Preisaufschlag oder setzen auf direkten Kauf des Kakaos ohne Zwischenhändler. Dies ist bei Gepa der Fall. Gepa ist ein Käufer und zahlt Prämien für zertifizierten Kakao nach Fairtrade- und nach EU-Öko-Standard.

Prämien für Nachhaltigkeit

Ein Vorteil von zertifiziertem Kakaoanbau ist, dass er einen Preisaufschlag für die Bäuerinnen und Bauern vorsieht. Fairtrade zahlt eine feste Prämie. Bei Rainforest Alliance und UTZ ist die Prämie variabel. Die Prämie geht an die Kooperativen und wird zum größeren Teil für Gemeinschaftsprojekte verwendet. Der restliche Teil der Prämie wird den Bäuerinnen und Bauern ausbezahlt. Für Kakao aus zertifiziertem ökologischem Anbau erhalten die Bäuerinnen und Bauern ebenfalls eine variable Prämie.

Wozu dienen Prämien?

Prämien entlohnen, dass die Bäuerinnen und Bauern ihren Kakao nach bestimmten Standards anbauen und zertifiziert sind. Einerseits sind Prämien dafür gedacht, zu mehr Einkommen zu verhelfen. Das ist der Ansatz von Fairtrade. Andererseits sollen Prämien die Anstrengung der Bäuerinnen und Bauern und ihre zusätzlichen Ausgaben für die Zertifizierung ausgleichen. Das ist der Ansatz bei Rainforest Alliance und UTZ.

Wir Verbraucherinnen und Verbraucher können die Anstrengungen der Bäuerinnen und Bauern honorieren, indem wir „ihren“ Kakao kaufen. Noch mehr würden wir sie vermutlich unterstützen, wenn wir höhere Preise für Kakao und Schokolade akzeptieren und wenn dies tatsächlich als Mehreinkommen an die Bäuerinnen und Bauern weitergereicht würde. Zertifizierung und Prämien sind ein erster Schritt, um die Armut zu bekämpfen und die Umwelt zu schonen. Sie allein sind noch nicht die Lösung.

Zertifizierter Kakao: Vergleich produzierte Menge und verkaufte Menge

„Derzeit werden nur 40 bis 80 Prozent des mit einer Zertifizierung produzierten Kakaos tatsächlich als solcher verkauft.“

Kakaobarometer 2018